Friedrich Karl Gustav Adolf (Fritze)
v. Restorff und Maria (Mia) geb. Gräfin v. Polier
Maria und Olga Gräfinnen Polier
um 1900
Maria Gräfin Polier  
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Mia v. Restorff geb. Gräfin v. Polier
mit Tochter Désirée
  Wohnhaus in Schwedt an der Oder  

Nachruf

Abschrift aus: 

S c h w e d t e r      H e i m a t b l ä t t e r

Nr. 5  Beilage zum Schwedter Tageblatt  20. 3. 35 

Oberstleutnant a. D. von Restorff  U  

Ein Edelmann in des Wortes wahrster Bedeutung ist von uns gegangen. Am Heldengedenktage, am 17. März 1935, verstarb fern der Heimat in einem Sanatorium in Baden-Baden der erste Vorsitzende des Schwedter Heimatvereins, Oberstleutnant a. D.   F r i e d r i c h   v o n   R e s t o r f f .  Seine Hoffnung, noch einmal dort am Fuße des Schwarzwaldes von seinem Leiden zu genesen und neue Kräfte zu gewinnen, erfüllte sich nicht. Fern von Schwedt, das ihm zur zweiten Heimat geworden war, wurde der alte Reiteroffizier zur großen Armee abgerufen. Es ist ihm eine besondere Freude gewesen, dass er am Tage vor seinem Tode noch die geschichtlich unvergeßliche Stunde miterleben durfte, in der die Schmach von Versailles durch [Anm. MC: ein Wort geschwärzt] Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht ausgelöscht wurde. In Radegast, Amt Rostock, dem alten Familienstammgut, wird er in der Familiengruft derer von Restorff zur ewigen Ruhe beigesetzt. 

Friedrich von Restorff, der am 15. Mai 1869 in Weißenfels geboren wurde, entstammt einem der ältesten uradligen Geschlechter Norddeutschlands, das schon unter Kaiser Heinrich im Jahre 927 erwähnt wird. Aus dem in unserem Museum in Urschrift aufbewahrten Lehnsbrief vom Jahre 1609 geht hervor, daß die Familie von Restorff schon unter dem Markgrafen Sigismund von Brandenburg zu den begütertsten der Kurmark zählte. 

Wie sein Vater, der als ehemaliger Schwedter Reitschüler es bis zum Obersten gebracht hatte und, 93 Jahre alt, noch kurz vor seinem Tode (1931) hier in Schwedt sein 75jähriges Militärdienstjubiläum feiern konnte, wurde auch Friedrich von Restorff Kavallerist. Seine älteste und mit schönste Erinnerung an die erste Soldatenzeit war für ihn, daß ihm vom alten Kaiser Wilhelm I. in Erinnerung an seine Pagenzeit ein Ehrensäbel geschenkt wurde mit folgender Widmung: „Dem Königl. Seconde=Lieutenant im Brandenb. Cürassier=Regiment (Kaiser Nicolaus) Friedrich von Restorff für Pagendienst 1887-1888.“ – Den Brandenburger Kürassieren gehörte er bis zu seiner Versetzung nach Schwedt im Jahre 1913 an. Bei den zweiten Dragonern wurde er dann Major beim Stabe. Sein Wunsch war, hier in der schönen Odergarnison den Rest seines Lebens zu verbringen. Dies bewies er dadurch, daß er sich hier ein großes, stattliches Wohnhaus erbaute. 

Durch den Krieg bekam er als Stabsoffizier vertretungsweise die Führung des Regiments und wurde vorübergehend mit der Führung der 5. Kavalleriebrigade betraut. Im September 1915 kam er als Regimentskommandeur zu den Mecklenburgischen Ludwigsluster Dragonern Nr. 17, bei denen er das Ende des Krieges miterlebte. 

Als Oberstleutnant a. D. wurde er dann zu einem eifrigen Mitbürger unserer Stadt, der für alle, das städtische Leben betreffenden Dinge regstes Interesse an den Tag legte. Er gründete z. B. im Jahre 1921 die Schwedter Stahlhelm-Ortsgruppe und wurde ihr erster Ortsgruppenleiter. Auch in der deutsch-nationalen Volkspartei übernahm er den Vorsitz. In städtischen und kirchlichen Körperschaften war er vertreten; besonders in Verkehrsfragen tat er viel für Schwedt, wobei er seine weitausgedehnten Verbindungen zu allen möglichen hohen Behörden zum Wohle der Stadt Schwedt auszunutzen wußte. Mit General der Kavallerie von Poseck sorgte er für das Zustandekommen des Dragonerdenkmals auf dem Paradeplatz. Und wenn irgend etwas nicht recht klappen wollte, dann wußte er immer mit Rat und Tat zu helfen. Sein Verdienst ist es auch, den Schwedter Heimatverein – zunächst als Verschönerungsverein – im Jahre 1924 gegründet zu haben. Als dann die Anregung kam, im Rahmen des Heimatvereins ein Heimatmuseum in Schwedt zu errichten, da war er sofort dabei. Was Friedrich von Restorff als Vorsitzender des Heimatvereins alles für die Verschönerungen im Stadtbild und in der nächsten Umgebung, für den Ausbau des Museums und für alle sonstigen Belange des Gedankens der Heimatpflege getan hat, ist nur den Eingeweihten näher bekannt. Das Erinnerungsmal an Gustav Adolf von Schweden, das seit 1931 unser Wäldchen Heinrichslust ziert, zu dem von schwedischer Seite das kupferne Reliefbild gestiftet wurde, ist mit sein Werk. Manch wertvolles Bild aus Schwedts Geschichte in unserem Museum, dessen Anschaffung die Kassenverhältnisse des Heimatvereins nicht gestatteten, verdanken wir ihm. Immer wußte er die nötigen Mittel zu beschaffen, und so ist er dem Schwedter Heimatverein nicht nur ein tüchtiger Vorsitzender, sondern ein Freund und Gönner, ein Mäcen im besten Sinne des Wortes geworden. 

Tief erschüttert steht der Schwedter Heimatverein an der Bahre dieses ritterlichen Mannes. Eine schmerzhafte Lücke reißt der Tod in seine Reihe. Unauslöschlich aber wird der Name Friedrich von Restorffs in der Geschichte des Heimatvereins fortleben. Requiescat in pace!      E. W.

Abschrift MCWvR 2003 / 2007

Ablichtung des Originals

 

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