Cord v. Restorff
(1917 - 1963)
als Soldat im Afrikacorps


Cord v. Restorff   ca 1950


Cord mit seinem Vater Courtland ca. 1960

 

 

 

   
     

Cord Wilhelm Paul Horst v. Restorff

* Berlin 16. 1. 1917

+ Berchtesgaden 26. 5. 1963

Diplomlandwirt, Landwirtschaftsrat.

 

 REICHENHALLER TAGBLATT“ v. 1. Juni 1963

Zum Gedenken an Landwirtschaftsrat v. Restorff

 

Die Kunde von dem allzu frühen Ableben des überall beliebten Landwirtschaftsrates C o r d   v o n   R e s t o r f f   löste bei allen Menschen, die ihn näher kannten, insbesondere bei allen Bauern unseres Gebietes tiefe Trauer aus. Es gibt kaum einen Bauern des ganzen Landkreises, der den hochqualifizierten Berater vom Landwirtschaftsamt Berchtesgaden nicht gekannt und geschätzt hätte. 

Noch in diesem Winter hielt von Restorff in den Gemeinden des äußeren Landkreises seine beliebten Bauernversammlungen ab. (Nur Karlstein konnte der bereits schwer leidende Beamte nicht mehr besuchen.) Bei diesen Versammlungen war er stets bestrebt, den Bergbauern des landwirtschaftlich schwierigen Landkreises die Wege zur Erhaltung ihrer Existenz aufzuzeigen. Dabei bemühte er sich unermüdlich, möglichst viele Jungbauern zum Besuch der Landwirtschaftsschule zu bewegen, denn er erkannte genau, daß eine gediegene Berufsausbildung die beste Voraussetzung für die richtige Führung und Existenz der Bauernhöfe bietet. An der Landwirtschaftsschule Laufen gab von Restorff noch bis zum Zusammenbruch seiner Kräfte Unterricht. Von den Schülern forderte er großen Einsatz und Disziplin. Kein Hehl machte er von seiner tiefen religiösen Einstellung. So kam es z. B. bei einer Weihnachtsfeier der Landwirtschaftsschüler vor, daß er, als die Feier zu lustig zu werden schien, aufstand und ausführlich über den wirklichen Sinn des Weihnachtsfestes sprach. 

Die Betreuung der Landjugend war von Restorff ein ganz besonderes Anliegen. Insbesondere der Katholischen Landjugend Anger war er viele Jahre ein großer Förderer. Mit einem Idealismus ohnegleichen fuhr er an ungezählten Winterabenden nach Anger, um den dortigen jungen Leuten nicht nur fachliche, sondern auch allgemeine und charakterliche Bildung angedeihen zu lassen. Das Musische wurde von dem ausgezeichneten Fotografen und Freund des echten Volksliedes und der Volksmusik nicht vernachlässigt. Er pflegte engen Kontakt mit vielen Gesangs- und Musikgruppen. Vor zwei Jahren organisierte von Restorff in Berchtesgaden ein großes Frühjahrssingen und -spielen vieler bekannter bayerischer und österreichischer Gruppen. Als großer Naturfreund war ihm das Bergsteigen eine große Freude in seiner Freizeit. Dabei bemühte er sich so „nebenbei“ um die Betreuung der Almbauern. 

Als dieser Tage im neuen Friedhof von Berchtesgaden die Aussegnung des im 47. Lebensjahr Verstorbenen zu seiner Überführung nach München erfolgte, trauerte durch ein heftiges Gewitter sogar die Natur. Der evangelische Pfarrer gedachte des Dahingeschiedenen in ehrenden Worten. Er betonte seine tiefe religiöse Einstellung, sein geduldiges Tragen des Leides und seine gute Vorbereitung auf das Sterben. (Um allen Irrtümern, die durch Bekanntgabe in der Todesanzeige vom Landwirtschaftsamt [Anm.: aufkommen könnten,] vorzubeugen, sie noch vermerkt, daß es den evangelischen Christen freisteht, die Bestattungsart zu bestimmen.)

 

 

„BERCHTESGADENER ANZEIGER“ Nr. 85 – Samstag, den 1. Juni 1963 

Ihm gehörte das Herz der Almbauern

Abschied von Cord v. Restorff

 

Eine große Trauergemeinde hat sich Dienstagnachmittag zur Aussegnung der sterblichen Hülle Cord v.   R e s t o r f f s   auf dem Neuen Friedhof eingefunden. Dabei haben sich die vielen, vielen Freunde, die Landwirtschaftsrat v. Restorff im Berchtesgadener Land gewonnen hat, von ihm verabschiedet. Die Einäscherung fand am heutigen Donnerstagvormittag in München statt. 

Die Trauerfeier in Berchtesgaden hat gezeigt, welch großer Beliebtheit sich der allzu früh Verstorbene in allen Kreisen der Bevölkerung erfreute. Jedem Einzelnen, gleich ob es sich um Behördenvertreter oder schlichte Almbauern handelte, war es anzusehen, wie nahe ihm das Hinscheiden dieser bescheidenen und doch so hervorragenden, gewinnenden und wertvollen Persönlichkeit gegangen ist. Es war in der Tat eine tiefbewegte Trauergemeinde, wie dies Herr Pfarrer v. Gilardi, der Cord v. Restorff aussegnete, so schön bemerkte. 

Herr Pfarrer v. Gilardi fand in seiner Ansprache tiefempfundene Trostesworte für die Angehörigen, vor allem den bereits neunzigjährigen erblindeten Vater Courtlandt v. Restorff, der von München gekommen war. Pfarrer v. Gilardi würdigte das christliche Leben Cord v. Restorffs, dem auch in all seinen Leiden Gott Helfer und Trost gewesen sei.

Tiefbewegt verabschiedete sich der Leiter des Landwirtschaftsamtes Berchtesgaden Oberregierungslandwirtschaftsrat    D r.   S c h w a r z   mit einer ergreifenden Ansprache, die wir nachstehend auszugsweise veröffentlichen.

„Lieber Restorff! Deine Kameraden vom Landwirtschaftsamt Berchtesgaden“ – sagte Dr. Schwarz – „stehen voll tiefster Trauer an Deiner Bahre. Wir können es noch nicht fassen, daß Du unserem Kreis von nun an nicht mehr angehören sollst. Bald nach Errichtung unserer Dienststelle kamst Du als junger frischgebackener Assessor vor gut acht Jahren zu uns. Ich freute mich ganz besonders darüber, daß Du Dich freiwillig als einziger Deines Jahrganges zum Dienst an unserem kleinen, aber schwierig zu betreuenden Gebirgslandwirtschaftsamt gemeldet hast. Du tatest dies, weil Dir der Berg und seine Menschen etwas zu sagen hatten. Wenn uns ein Erfolg in der Arbeit beschieden war, so war es mit Dein Verdienst, weil es Dir gelang, durch Dein gutfundiertes Fachwissen und Deine verbindlich liebenswürdige Art das Vertrauen und auch die Herzen unserer Bauern zu gewinnen. Wie gut hast Du es doch verstanden, Dich in bäuerliche Eigenart und Denkweise zu versetzen. So war es uns allen wünschenswert und selbstverständlich, daß Dich das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im kommenden Jahr mit der Führung des Landwirtschaftsamtes Berchtesgaden betrauen wollte.“ Dr. Schwarz würdigte auch die Verbundenheit Restorffs zum bäuerlichen Leben sowie den tiefen Einblick, den er bei vielen Wanderungen in den bayerischen, österreichischen und südtiroler Bergen in die Sorgen, Nöte aber auch Freuden der Bergbauern gewonnen hat, ferner die Verbundenheit v. Restorffs mit der Volksmusik. „So warst Du“, sagte Dr. Schwarz wörtlich, „durch Deine Arbeitsleistung und durch Dein Wesen die Personifizierung eines vorbildlichen Landwirtschaftsberaters! Dafür danke ich Dir als Vorstand des mir anvertrauten Amtes ganz besonders ... Hab’ aber auch Dank für Deine Freundschaft und Kameradschaft, die Du uns allen im Amt ohne jegliche Trübung in all den acht Jahren entgegengebracht hast. Daß wir in unserer Dienststelle wie zu einer Familie zusammengewachsen sind, war auch mit Dein Verdienst. Wir vergessen Dich nicht, lieber Restorff.“ 

Weitere Kränze legen Oberlandwirtschaftsrat Kelber (Laufen) im Namen der Landwirtschaftsschule Laufen, die mit Restorff einen hervorragenden Lehrer und Pädagogen verloren hat, sowie der Kreisbauernobmann Josef Planitscher (Hornei) im Namen des Bayerischen Bauernverbandes nieder. 

Vom Landratsamt Berchtesgaden hatte an dieser würdigen Trauerfeier Oberregierungsrat Rostock teilgenommen, im Namen der Vorsteher der Berchtesgadener Forstämter (die auswärts an einer Dienstbesprechung teilnahmen) Forstmeister Zahner sowie Inspektor Gödde.    

Abschrift MCWvR / 2007 

 

Maria-Charlotte Weiß - v. Restorff erinnert sich an ihren Onkel Cord:
Ich lernte den jungen Cord in einem Aumühler Sommer bei Tante Rosi Jessen kennen. Er erzählte von den bayerischen Bergen und zeigte Tierfotos, die er dort aufgenommen hatte. Ich war damals etwas über zehn Jahre alt. 

Ein zweites und letztes Mal erlebte ich Cord bei einer Einladung zum Mittagessen bei Onkel Courtie in der Ismaninger Straße. Tante Ise (Luise) v. Restorff war aus Bad Doberan in der DDR angereist, und aus diesem Anlass war auch Cord aus Berchtesgaden gekommen. Es war im Frühjahr 1963, und wir alle wussten, dass er sehr krank war. Er nahm aber mit großem Interesse an der Unterhaltung teil, und es war nicht zu erkennen, dass er schon so bald danach diese schöne Erde verlassen würde.  

In den späteren Jahren stand sein Bild auf der Kommode im Wohnzimmer und sah den Besucher mit seinen ernsten dunklen Augen an. 
Maria

 

Zurück