LINDENAUKrafft v. Restorff
Ich weiß ein Schlößchen, leis’ umrauscht von Lindenbäumen, Beglückend, wenn es hell im Sonnenschein dich grüßt, Und doch - viel schöner wohl noch seh’ ich’s träumen, Wenn weiches Mondlicht weiß es überfließt.
Wenn ich den hohen Saal, den weiten Park durchschreite, So spüre ich den Geisteshauch, der hier geweht, Verspüre, daß sich hier ein großer Künstler weihte Ein Heiligtum, das nicht so bald wie er vergeht.
Die Parkalleen schuf er schmal und doch erhaben, Sie zeigen heut’ noch seinen herrisch-graden Sinn; Drei große, klare Teiche hat er auch gegraben, Und alle stolze Schönheit spiegelt sich darin.
Und auf den weiten, stillen Wassern - auf und nieder - Zieht stumm und einsam, majestätisch seine Bahn Schneeweiß, mit in der Sonne glänzendem Gefieder, Der schöne, königliche Märchenvogel Schwan.
Doch wenn ich heute suchend durch das Schloß wollt’ gehen, Ich fänd’ den Schöpfer nicht mehr, sein Schritt ist verhallt. Nur was sein Künstleraug’ an Schönheit sich ersehen, Gewann in Holz und Stein gar herrliche Gestalt.
Wie oft doch glitt mein Blick, in Staunen traumverloren, Über die Muscheln, Schnecken, Lorbeerzweige hin; Du findst sie zierlich dort, aus Rokoko geboren, An Türen, an des Saales Decke, am Kamin...
Starb längst der Künstler auch, ist doch nicht ganz vergessen Die Welt, in der er einst gelebt. Noch steht im Park Ein grau-verwittert’ Marmordenkmal, drauf zu lesen: ‚... dem treuen Freunde Grafen Henckel-Donnersmarck.’
Und wie sich kleine Amoretten leis’ erzählen, Französisch flüsternd, wie er hier geliebt, gespielt, Das hört’ ich auch im Saal aus Ölgemälden; So hat des großen Künstlers Geist sein Werk erfüllt.
Wenn ich den hohen Saal, den Park durchschreite, So spüre ich den Geisteshauch, der hier geweht, Verspüre, daß sich hier ein großer Künstler weihte Ein Heiligtum, das nicht so bald wie er vergeht.
Ich weiß ein Schlößchen, leis’ umrauscht von Lindenbäumen, Beglückend, wenn es hell im Sonnenschein Dich grüßt, Und doch - viel schöner wohl noch seh’ ich’s träumen, Wenn weiches Mondlicht weiß es überfließt. |
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Lindenau vor 1945 |
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Lindenau vor 1945 |
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Lindenau im Jahr 1973 |
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Dieses Gedicht ist in einen Brief
eingefügt, den Krafft seiner Schwester Rose-Marie aus Lindenau am 31.
August 1923 schrieb. Er war damals gerade 18 Jahre alt. |
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Rose-Marie Jessen geb. v. R. schrieb später über Lindenau:
„Lindenau, 1339 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, besaß von 1444 bis 1704 die Familie Kalnein. Durch die Erben der eingeheirateten Familie v. Bredow wurde Lindenau 1739 an den Grafen Albrecht Siegmund v. Zeiguth-Stanislawski, königlich polnischen und kursächsischen Generalpostmeister, einen natürlichen Sohn Augusts des Starken, verkauft. Graf Stanislawski und seine Gemahlin, Prinzessin Albertine v. Holstein-Beck, ließen etwa 1740 das stattliche, außerordentlich anmutige Gutshaus erbauen, das unmittelbare Ähnlichkeit mit dem Palais Friedrich Wilhelms I. in Königsberg vom Jahre 1731 aufweist. Carl v. Lorck hat es in seinem 1965 erschienenen Buch "Landschlösser in Ost- und Westpreußen" beschrieben. Es heißt da unter anderem: ‚Ein neuer, schon spätbarocker Strukturgedanke ist das halbe Achteck in der Mitte der Gartenseite, innen als ovaler Gartensaal ausgestattet.’ Letzterer enthielt als Kaminstücke eingelassen die Bildnisse des Ehepaars Stanislawski, bezaubernde Stukkaturen und gemalte Medaillons mit französischen Inschriften.
Der dem kinderlosen Ehepaar Stanislawski als Besitzer folgende Herzog Friedrich Carl v. Holstein-Beck schuf den herrlichen Park mit Schwanenteichen, seltenen Bäumen und Alleen, den Ursula Gräfin zu Dohna in Ihrem schönen Band "Gärten und Parke in Ostpreußen" (Herford 1993) näher beschreibt. Nach dem Herzog v. Holstein wechselten ab 1818 die Besitzer, bis mein Großvater es erwarb. Es umfasste 1094 ha, davon 256 ha Wald, und im übrigen fruchtbarsten Acker-, Weiden- und Wiesenboden. Wer Lindenau gekannt hat, wird es als etwas einmalig Schönes in Erinnerung behalten. (...)“
Ausführlichere Informationen in:
Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen
MCWvR 2005
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