Wappen

 

Die Familie von Restorff führt in ihrem Wappenschild ein rotes Einhorn auf silbernem Grunde, das auch 1887 von F. Crull beschrieben wurde.

Dieses Fabelwesen kannten schon Chinesen und Inder in vorchristlicher Zeit, und über Griechenland und die griechische Übersetzung des Alten Testaments kam es in die christliche Mythologie. Es war ein unzähmbares, königliches Tier, im Altertum war die Jagd des Einhorns ein Privileg des Herrschers. Dem Horn des Tieres wurden besondere Eigenschaften zugeschrieben: Es machte, als Trinkgefäß verarbeitet, Gifte wirkungslos und half gegen bestimmte Krankheiten.

Wurden dem Einhorn im Altertum noch gute und böse Kräfte zugeschrieben, so wurde es in der christlichen Mythologie zu einem Symbol des Guten, ja, seine Erwähnung in Psalm 28 der Vulgata von den Kirchenvätern als Hinweis auf Christus gedeutet. In einer vermutlich frühchristlichen Schrift, dem Physiologus (ARTIA Verlag Hanau (1998), pp. 22), finden wir die wesentlichen Eigenschaften des Einhorns genannt: Es ist stark und mutig, und nur mit Hilfe einer reinen Jungfrau kann es gefangen werden. Die Schrift weist ihm als Symbol für Christus, der von der reinen Jungfrau Maria geboren wurde, einen höchsten Rang in der christlichen Bildwelt zu.

So fand das Einhorn als Sinnbild der Tugend, des Mutes und der Keuschheit Eingang in die religiöse und in die profane Kunst der ritterlichen Kulturwelt des europäischen Mittelalters. Wir begegnen ihm immer wieder, als Nebenfigur oder in einer Hauptrolle. Das Thema der Einhornjagd und der Zähmung durch eine reine Jungfrau war besonders beliebt in der Teppichwirkerei. Die herrliche, im Musée de Cluny in Paris aufbewahrte Gobelinserie mit der Geschichte von der "Dame mit dem Einhorn" und die Gobelins mit der Darstellung der Einhornjagd in der Sammlung The Cloisters des Metropolitan Museum of Art in New York zählen zu den größten Kunstwerken des 15. Jahrhunderts.

Schon früh erscheint das Einhorn in der Heraldik. Hier betont die vielfach variierte Darstellung, meist als Einzelfigur ohne Beiwerk, seine Kraft und seinen Mut. Wenn im späten Mittelalter bei den mecklenburgischen Restorff als Helmzier des Wappens die Jungfrau und das Einhorn erscheinen, ist dies auch heraldisch als Spätform anzusprechen, denn der Helm bietet eigentlich keinen Platz für zwei so große Figuren.

Zu den vielen deutschen Adelsgeschlechtern, die das Einhorn im Wappen führen, gehören mehrere ursprünglich im weiteren Umkreis der Restorff'schen Stammheimat auftretende Familien. Es sind dies der im Lüneburgischen und in der Altmark ansässige so genannte Schwarze Stamm der von dem Knesebeck, der ebenfalls das Einhorn rot im silbernen Schilde führte, die von Wrestedt und von Leipzig im Lüneburgischen, die von Gülen in der Herrschaft Ruppin, die aus der Altmark stammenden von Ahlimb und die von Barby im Magdeburgischen. Ein genealogischer Zusammenhang dieser Geschlechter, der nach Familientradition für die Knesebeck des Schwarzen Stammes und die Restorff angenommen wurde, ist in keinem Falle nachweisbar oder auf Grund fundierter Hinweise zu vermuten. Dass ein solcher Zusammenhang vor dem urkundlichen Auftreten dieser Familien möglicherweise bestanden hat, ist andererseits nicht auszuschließen. Doch ist die gleiche Schildfigur - zumal wenn es sich um ein beliebtes Wappentier wie das Einhorn handelt - für sich allein kein Argument für die Annahme einer Stammesgemeinschaft von Familien, deren Trennung wie im Falle der Restorff und Knesebeck vor das Jahr 1200 anzusetzen wäre. Denn die Wappen des niederen Adels wurden erst im Verlauf der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erblich.

Das vollständige Wappen der mecklenburgischen Restorff wird in Siebmachers Großem Wappenbuch wie folgt abgebildet: Silberner Schild mit rotem rechtshin springendem Einhorn; Helm: das Einhorn linkshin aufspringend gegen ein gekröntes, weißgekleidetes Frauenbild, das einen grünen Kranz in der Rechten hält; Helmdecken: rot und weiß. Der grüne Kranz wurde bei der Darstellung des Wappens im Genealogischen Handbuch des Adels im Jahr 1957 und 1973 als späte Zutat fortgelassen1.

Das Wappen der Prignitzer Retzdorff unterscheidet sich lediglich im Helmschmuck: Das Einhorn wachsend zwischen einer roten und einer weißen Straußenfeder .

Das älteste bekannte Siegel ist das des Albrecht v. Restorff an der in Werben ausgestellten Urkunde vom 17. Oktober 1251: im Schild das aufgerichtete Einhorn, Umschrift: Sig.Alberti de Redeghestorpe. Das Wachssiegel des Bartold v. Restorff an der in Nitzow an der Elbe gegenüber von Werben am 23. November 1313 ausgestellten Urkunde zeigt das Einhorn und die teilweise ausgebrochene Umschrift: S.(BARTOLDI) DE (R)EDEGHES(TORP)E. Ein weiteres Restorffsiegel, das des Brüning v.Restorff an einer Urkunde vom 24. Juni 1353, ist im Mecklenburgischen Urkundenbuch beschrieben: schildförmiges Siegel mit dem steigenden Einhorn und teilweise zerstörter Umschrift - RV - E - KESSTO -. Weitere Siegel der Restorff im Lande Parchim und des Claus v. Restorff auf der Neuburg aus dem 14. Jahrhundert zeigen ebenfalls den Einhornschild ohne Helmzier.

Die spätere Entwicklung des Wappens in der Zeit nach 1400 konnte noch nicht erforscht werden. Dies betrifft vor allem den Helmschmuck der mecklenburgischen Stämme der Familie. Die Helmzier der Prignitzer Retzdorff, das wachsende Einhorn zwischen zwei Straußenfedern, zeigen zwei Grabsteine der Familie Katte von 1588 und 1605 in der Kirche von Wust, ebenso die einer Stammbucheintragung des Wilhelm von Retzstorff aus dem Hause Neuburg vom Jahre 1617 beigegebene Wappenzeichnung.

 


1) Nach einer Abstimmung der Mitglieder des Familienverbandes Ende 2004 hat sich die Mehrzahl für die Renaissanceform des Wappens und damit auch für eine Beibehaltung des Kranzes ausgesprochen.

Der Text von E. v. Stutterheim: Beiträge zu einer Geschichte der Familie von Restorff, Teil I, München (1976) o.V. wurde für diese Seite geringfügig modifiziert

 

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